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Rossioglossum splendens und Rossioglossum hagsaterianum –

eine Klärung

Franz Fuchs und Herbert Reisinger

1868 beschrieb H.G. Reichenbach eine neue Varietät des Odontoglossum insleayi als var. splendens 
(=lat. herausragend). Die Pflanze war einigermaßen verbreitet in der Kultur, denn 1888 wurde sie in der Reichenbachia (Band 1) auch abgebildet. In Laufe der Zeit verschwand sie aber aus den Kulturen und auch der Naturstandort blieb verschollen.

Zu Beginn der siebziger Jahre des letzten Jahrhunderts tauchte aus der Umgebung von Tepic (Bundesstaat Nayarit in Mexico) ein neues, auffallend braunes Odontoglossum aus dieser Verwandtschaft auf. Der Amerikanische Geologe Dr. George Kennedy brachte diese Pflanzen als erster in Kultur.

Der Orchidiologe L.A. Garay studierte die neue Pflanze und brachte sie mit dem verschollenen Rossioglossum insleayi var. splendens in Verbindung. Er erkannte, dass es sich deutlich von Odontoglossum insleayi unterschied und wertete sie gemeinsam mit Kennedy als neue Art auf. Gleichzeitig trennte sie die Tigerorchideen als neue Gattung Rossioglossum von Odontoglossum ab, sodass der korrekte Name für diese Pflanze nunmehr Rossioglossum splendens (Rchb.f.) Garay & Kennedy lautete.

Ende der Siebziger Jahre besuchte auch eine Gruppe aus Österreich den Standort und brachte Pflanzen und Samen nach Europa. Aus dieser Exkursion dürfte ein Gutteil der heute in Europa verbreiteten Pflanzen stammen. Für die Vermehrung und Verbreitung dieser ursprünglich nicht in den Sammlungen vertretenen Pflanze ist insbesondere Herrn Herbert Heuberger zu danken.

In den Folgejahren kehrte Ruhe ein – die Pflanzen gediehen, erfreuten ihre Besitzer und wurden auch zur Zucht eingesetzt.

Heute ist diese Pflanze aus den beiden mexikanischen Bundesstaaten Jalisco und Nayarit bekannt. Rossioglossum insleayi kommt südlich davon in den Bundesstaaten Jalisco, Michoacan, Mexiko, Guerrero und Oaxaca vor.


 

In weitere Folge, so zum Jahrtausendwechsel, tauchten in Mexico erneut neue braune Rossioglossen auf. Sie glichen mit ihren dünnen Petalen eher dem insleayi. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte sich auch noch keiner die Mühe gemacht, den Original-Herbarbeleg aus dem in Wien befindlichen Reichenbach-Herbar mit den unter diesen Namen in Kultur befindlichen Pflanzen zu vergleichen. Dies holte der Mexikaner Soto Miguel Angel Arenas nach und er kam zu erstaunlichen Ergebnissen:

Die Pflanze, die seit 30 Jahren als Rossioglossum splendens in Kultur ist, stimmt nicht mit den Pflanzen, die Reichenbach bei seiner Beschreibung vor sich hatte, überein. Vielmehr gibt es eine Übereinstimmung mit der neu aufgefundenen Pflanze. Er zog daraus den einzig möglichen Schluss und gab 2002 dem splendens der Kulturen einen neuen Namen: Rossioglossum hagsaterianum S.Arenas.

In Jalisco wachsen an einigen Fundorten Rossioglossum hagsaterianum und insleayi zusammen und bilden Naturhybriden aus. Dadurch entstehen vielgestaltige Hybridschwärme und es liegt die Vermutung nahe, dass die verschiedenen Varietäten des Rossioglssum insleayi aus diesem Hybridschwarm beschrieben wurden. Einige der beschriebene Varietäten sind: Rossioglossum insleayi var.splendens, var.pantherinum und var.leopardinum. Die Blüten dieser Varietäten sind alle etwas größer als die des R.insleayi  und dunkler ausgefärbt, erreichen aber nicht die Größe von Rossioglossum hagsaterianum.

Als Schlussfolgerung sollte die richtige Rossioglossum  splendens als Naturhybride Rossioglossum x splendens (Rossioglossum hagsaterianum x Rossioglossum insleayi) angesehen werden.

Mittlerweile ist auch diese Naturhybride in der Kultur gut verankert (erneut durch die erfolgreiche Vermehrung durch Herrn Herbert Heuberger), sodass dem Liebhaber beide Typen zur Verfügung stehen.

Zusammenfassend lässt sich sagen:

Die braune Pflanze mit den relativ breiten Petalen und der dadurch recht geschlossenen Blüte ist Rossioglossum hagsaterianum, eine eigenständige, gut abgegrenzte Art aus dem nördlichen Mexico (Bundesstaaten Nayarit, Jalisco). Die Blütezeit dieser Pflanze liegt meist im Spätherbst (Oktober/November). Die Pflanze mit den schmäleren Petalen und auch einem etwas höheren Gelb-Anteil ist Rossioglossum x splendens, welche im Bereich des gemeinsamen Vorkommens der Eltern aus Jalisco bekannt ist. Sie blüht tendenziell etwas später, bis in den Dezember hinein. Rossioglossum insleayi ist eher variabel mit der Blütezeit und blüht zwischen August und Februar.

Die bekannteste Hybride mit Rossioglossum hagsaterianum ist die Hybride Maria Heuberger, die Kreuzung mit dem Rossioglossum grande.

Kultur

Alle oben behandelten Arten genießen einen sommerlichen Freilandaufenthalt im Halbschatten. Nicht zu trocken halten und öfters düngen. Die kühle Jahreszeit sollten sie im kühlen Haus bei Tagestemperaturen über 15°C und einer guten nächtlichen Absenkung verbringen. Dabei eher trocken halten, aber nicht für längere Zeit austrocknen lassen.

Kritisch ist das zumindest alle 3 Jahre notwendige umsetzen: die Pflanzen reagieren sehr empfindlich auf Störungen im Wurzelbereich. Umpflanzen am Besten im Frühling bzw. Frühsommer.

Die angeblich gute Zimmerorchidee ist nach dem Einzug der Dreifachverglasung und der Zentralheizungen kein einfacher Pflegling auf der Fensterbank mehr. Allenfalls kommt ein kaum geheiztes Schlafzimmer oder eine gut durchlüftete Küche, allenfalls ein kühles Stiegenhaus in Frage.

Rossioglossum hagsaterianum, Nayarit

Rossioglossum hagsaterianum, Nayarit

 

Rossioglossum inslaey, Oaxaca

Rossioglossum inslaey, Jalisco

Rossioglossum Maria Heuberger

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